Orthodoxer
Katechismus
Quelle:
Russische Orthodoxe Kirchengemeinde des heiligen Erzengels
Michael zu Göttingen
http://www.orthodoxia.de/Glaubenslehre.htm
1.
Wozu sind wir auf Erden?
Wir
sind auf Erden, um Gott zu lieben und ihm zu dienen.
2.
Was müssen wir tun, um Gott zu lieben?
Um
Gott zu lieben, müssen wir
- alles
glauben, was Gott geoffenbart hat;
- alle
Gebote halten, die Gott gegeben hat.
3.
Was heißt an Gott glauben?
An
Gott glauben heißt alles fest und unbezweifelt für
wahr halten, was Gott, der
ewige Überwesentliche, geoffenbart hat.
4.
Wie hat sich Gott uns Menschen zu erkennen gegeben?
Gott
hat sich uns Menschen auf zweifache Weise zu erkennen gegeben, auf
natürliche
und auf übernatürliche Weise.
5.
Wodurch hat sich Gott auf natürliche Weise zu erkennen gegeben?
- Gott
hat sich auf natürliche Weise zu erkennen gegeben:
- durch
die sichtbare Welt, die sich nicht selbst gemacht haben kann;
- durch
die Zweckmäßigkeit und Ordnung in der Welt, die von
einem höchst weisen Urheber herstammen muß;
- durch
die Stimme des Gewissens, die uns zum Guten mahnt und vor einem
unsichtbaren Rächer des Bösen warnt.
6.
Wodurch hat sich Gott auf übernatürliche Weise zu
erkennen gegeben?
Gott
hat sich durch die Offenbarung auf übernatürliche
Weise zu erkennen gegeben.
7.
In welcher Weise ist die göttliche Offenbarung auf uns
gekommen?
Die
göttliche Offenbarung ist teils schriftlich, teils
mündlich auf uns gekommen:
schriftlich durch die Heilige Schrift oder Bibel, mündlich
durch die Tradition.
Bibel und Tradition sind Quellen des Glaubens.
8.
Was ist die Heilige Schrift?
Die
Heilige Schrift ist die Sammlung jener Bücher, die unter
Eingebung des Heiligen
Geistes geschrieben und als Gottes Wort von der Kirche anerkannt sind.
9.
Aus welchen Büchern besteht das Alte Testament?
Das
Alte Testament besteht:
- aus 17
Geschichtsbüchern, welche die Erschaffung der Welt, die
Geschichte der Patriarchen und des jüdischen Volkes
erzählen;
- aus 5
Lehrbüchern (didaktischen Schriften), die Sammlungen von
Psalmen, weisen Sprüchen und Lebensregeln sind;
- aus 17
prophetischen Büchern, die großenteils Weissagungen
enthalten.
Die
17 Geschichtsbücher sind: 5 Bücher des Moses, das
Buch Josue, das Buch der
Richter, Ruth, 4 Bücher der Könige, 2 der Chronik,
Esdras, Nehemias, Esther.
Die
5 Lehrbücher: Hiob, die Psalmen, die Sprüche, der
Prediger oder Ecclesiastes,
das Hohe Lied.
Die
17 prophetischen Bücher: Isaias, Jeremias, Baruch, Ezechiel,
Daniel, Osee,
Joel, Amos, Abdias, Jonas, Michäas, Nahum, Habakuk, Sophonias,
Aggäus,
Zacharias und Malachias.
Die
Bücher: Tobias, Judith, Weisheit, Jesus Sirach, 3
Bücher der Makkabäer gelten
als deuterokanonisch, deren Lektüre (nach dem hl. Athanasios)
nützlich ist.
10.
Aus welchen Büchern besteht das Neue Testament?
Das
Neue Testament besteht:
- aus
den 4 Evangelien nach Matthäus, Markus, Lukas und Johannes,
welche die Geschichte Jesu erzählen;
- aus
der Apostelgeschichte des hl. Lukas;
- aus 14
Briefen vom hl. Paulus und 7 von andern Aposteln, die Glaubens- und
Sittenlehren enthalten;
- aus
der Apokalypse oder geheimen Offenbarung des hl. Johannes, welche die
Kämpfe und Siege der Kirche vorhersagt.
Die
Briefe des hl. Paulus sind: 1 an die Römer, 2 an die
Korinther, 1 an die
Galater, 1 an die Epheser, 1 an die Philipper, 1 an die Kolosser, 2 an
die
Thessalonicher, 2 an Timotheus, 1 an Titus, 1 an Philemon, 1 an die
Hebräer.
Die
anderen Briefe sind: 1 des hl. Jakobus, 2 des hl. Petrus, 3 des hl.
Johannes, 1
des hl. Judas Thaddäus.
11.
Was ist die Tradition?
Die
Tradition ist die mündliche Überlieferung der Kirche.
Im Laufe der Zeit ist die
Tradition aber auch schriftlich fixiert worden.
12.
Wodurch hat sich die Überlieferung fortgepflanzt?
Die
Überlieferung hat sich fortgepflanzt sowohl durch den
mündlichen Unterricht als
durch die Satzungen und Gebräuche der Kirche und die Schriften
der Heiligen
Väter.
Zeugnisse
der kirchlichen Tradition sind:
- Die
Schriften der apostolischen Väter und der
Kirchenlehrer
- Die
dogmatischen Definitionen der sieben ökumenischen Konzilien
- Die
orthodoxen Glaubenssymbole:
a) das nizäno-konstantinopolitanische Symbolum
b) das athanasianische Symbolum
c) die beiden Symbola der Bischofsweihe
4. Die liturgischen Bücher der orthodoxen Kirche
13.
Wem hat Christus die Offenbarung zur unverfälschten Bewahrung
und Auslegung
übergeben?
Christus
hat die ganze Offenbarung zur unverfälschten Bewahrung und
Auslegung der Kirche
übergeben.
14.
Ist der Glaube zur Seligkeit notwendig?
Der
Glaube ist zur Seligkeit unumgänglich notwendig; denn
„ohne Glauben ist es
unmöglich, Gott zu gefallen." (Hebr. 11, 6.)
15.
Steht es dem Menschen frei, bloß das eine oder andere von der
Lehre Christi und
seiner Kirche anzunehmen?
Es
steht den Menschen nicht frei, nur das eine oder andere von der Lehre
Christi
und seiner Kirche anzunehmen; denn
Christus
sagt ohne Ausnahme: „Lehret sie alles halten, was ich euch
geboten habe"
(Matth. 28, 20); der hl. Johannes sagt: „Jeder, der nicht in
der Lehre Christi
bleibt, der hat Gott nicht; wer in der Lehre bleibt, der hat den Vater
und auch
den Sohn" (2. Joh. l, 9).
Wer
von der Lehre Christi und seiner Kirche nur glaubt, was ihm gut
dünkt, der hat
soviel wie keinen Glauben; denn er glaubt nicht Gott, sondern seiner
eigenen
beschränkten Einsicht.
16.
Wo sind die wichtigsten Glaubenswahrheiten kurz
zusammengefaßt?
Die
wichtigsten Glaubenswahrheiten sind kurz zusammengefaßt im
nizänisch-konstantinopolitanischen Glaubensbekenntnis.
17.
Wer ist Gott?
Gott
ist der unendlich vollkommene Geist, der aus sich selbst von Ewigkeit
ist und
Himmel und Erde erschaffen hat.
18.
Warum nennen wir Gott einen Geist?
Wir
nennen Gott einen Geist, weil er Verstand und freien Willen, aber
keinen
materiellen Leib hat.
19.
Warum nennen wir Gott den unendlich vollkommenen Geist?
Wir
nennen Gott den unendlich vollkommenen Geist, weil er alle guten
Eigenschaften
ohne Maß und Zahl in sich vereinigt.
20.
Welches sind die göttlichen Eigenschaften?
Die
göttlichen Eigenschaften sind: Ewigkeit,
Unveränderlichkeit, Allgegenwart,
Unermesslichkeit, Allwissenheit, Weisheit, Allmacht und Freiheit,
Heiligkeit
und Gerechtigkeit, Güte, Wahrheit und Treue.
21.
Wie viele Personen sind in Gott?
In
Gott sind drei Personen: Der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.
22.
Ist jede dieser drei Personen wahrer Gott?
Jede
der drei Personen ist Gott: der Vater ist wahrer Gott, der Sohn ist
wahrer Gott
und der Heilige Geist ist wahrer Gott. Doch sind alle drei Personen nur
ein
Gott.
23.
Warum sind die drei Personen nur ein Gott?
Die
drei Personen sind nur ein Gott, weil alle drei Personen die eine und
einzige
göttliche Natur und Wesenheit haben.
24.
Warum nennen wir Gott den Schöpfer des Himmels und der Erde?
Wir
nennen Gott den Schöpfer des Himmels und der Erde, weil er die
ganze Welt,
Himmel und Erde, aus nichts erschaffen hat.
25.
Was wirkt Gott nach der Erschaffung der Welt?
Gott
erhält und regiert die Welt.
26.
Welche Reiche umfasst die geschaffene Welt?
Die
geschaffene Welt umfasst drei Reiche:
- die
Geister, die wir Engel nennen;
- die
Körperwelt;
- den
Menschen, der Geist und Körper in sich vereinigt.
27.
Was sind die Engel?
Die
Engel sind Geister, die höhere Erkenntnis und Willenskraft als
die Menschen,
aber keinen Leib haben.
Man
unterscheidet nach der Heiligen Schrift neun Chöre der Engel:
Engel, Erzengel,
Kräfte, — Mächte, Herrschaften,
Oberherrschaften, — Throne, Cherubim, Seraphim.
28.
Welches ist das vorzüglichste Geschöpf Gottes auf
Erden?
Das
vorzüglichste Geschöpf Gottes auf Erden ist der
Mensch.
29.
Wodurch hat Gott den Menschen vor allen anderen irdischen
Geschöpfen
ausgezeichnet?
Gott
hat den Menschen nach seinem Ebenbilde erschaffen, d. h. ihm
natürliche und
übernatürliche Gaben verliehen, die ihn Gott
ähnlich machten. (Gen. l, 26 f.)
30.
Wer ist der von Gott verheißene und gesandte Erlöser?
Der
von Gott verheißene und gesandte Erlöser ist der
eingeborene Sohn Gottes, Jesus
Christus, unser Herr.
31.
Woher wissen wir, dass Jesus Christus der Sohn Gottes und wahrer Gott
ist?
Dass
Jesus Christus der Sohn Gottes und wahrer Gott ist, wissen wir
- aus
dem Zeugnis der Propheten;
- aus
dem Zeugnis des himmlischen Vaters;
- aus
seinem eigenen Zeugnis;
- aus
dem Zeugnis der Apostel.
32.
Ist Jesus Christus bloß wahrer Gott?
Jesus
Christus ist nicht bloß wahrer Gott, sondern auch wahrer
Mensch. Gott ist er
von Ewigkeit und Mensch ist er geworden in der Zeit.
33.
Wie ist Jesus Christus Mensch geworden?
Jesus
Christus ist durch Wirkung des Heiligen Geistes aus Maria, der
Jungfrau, Mensch
geworden.
34.
Wie viele Naturen sind in Jesus Christus?
In
Jesus Christus sind zwei Naturen: die göttliche, weil er Gott
ist, und die
menschliche, weil er Mensch ist.
35.
Sind in Jesus Christus auch zwei Personen?
Nein.
Jesus Christus ist nur eine, und zwar göttliche Person, weil
die beiden
vollkommenen Naturen in der göttlichen Person unzertrennlich
und unvermischt
vereinigt sind.
36.
Warum ist der Sohn Gottes Mensch geworden?
Der
Sohn Gottes ist Mensch geworden:
- um uns
zu erlösen
- um uns
durch seine Lehre und sein Beispiel den Weg zum Himmel zu zeigen.
37.
Von wem hat der Sohn Gottes die menschliche Natur angenommen?
Der
Sohn Gottes hat die menschliche Natur von Maria der Immerjungfrau,
angenommen;
darum heißt sie auch „Mutter Gottes" oder
„Gottesgebärerin".
38.
Ist Jesus wahrhaft gestorben?
Ja.
Die Seele Jesu wurde von seinem Leibe wirklich geschieden. Die
göttliche Person
aber ist immer unzertrennlich mit dem Leibe und mit der Seele vereinigt
geblieben.
39.
Wohin ging die Seele Christi nach seinem Tode?
Die
Seele Christi stieg unmittelbar nach seinem Tode in die Unterwelt
hinab, d. h.
in jenen Ort, wo die Seelen der verstorbenen Gerechten waren und die
Zeit ihrer
Erlösung erwarteten.
40.
Was geschah am dritten Tage nach dem Tode Jesu?
Am
Morgen des dritten Tages nach seinem Tode vereinigte Jesus seine Seele
wieder
mit seinem Leib und stand durch eigene Kraft aus dem verschlossenen
Grabe
glorreich auf.
41.
Woher wissen wir, dass Christus wirklich auferstanden ist?
Dass
Christus wirklich auferstanden ist, wissen wir aus dem Zeugnis seiner
Apostel
und Jünger:
- die
Apostel und Jünger haben ihn nach seiner Auferstehung
öfters gesehen, mit ihm gesprochen und mit ihm gegessen.
- Sie
haben die Auferstehung Christi überall siegreich
verkündigt, dieses Zeugnis durch Wunder bekräftigt
und mit ihrem Tode besiegelt.
42.
Was tat Christus am 40. Tage nach seiner Auferstehung?
Am
40. Tage nach seiner Auferstehung ist Jesus Christus durch eigene Kraft
mit
Leib und Seele in den Himmel aufgefahren.
43.
Wann wird Christus wiederkommen?
Christus
wird am Ende der Welt mit großer Macht und Herrlichkeit
wiederkommen, um alle
Menschen zu richten.
44.
Wann wird der Tag des Weltgerichtes kommen?
Der
Tag des Weltgerichtes ist uns unbekannt. „Jenen Tag
weiß niemand, auch nicht
die Engel im Himmel, sondern nur der Vater." (Matth. 24, 36.)
45.
Wer ist der Heilige Geist?
Der
Heilige Geist ist die dritte Person in der Gottheit, wahrer Gott mit
dem Vater
und dem Sohne.
46.
Wann ist der Heilige Geist der Kirche gesandt worden?
Der
Heilige Geist ist der Kirche am Pfingstfest in sichtbarer Weise gesandt
worden,
als er in Gestalt feuriger Zungen auf die Apostel herabkam.
47.
Was wirkt der Heilige Geist in der Kirche?
Der
Heilige Geist lehrt, heiligt und leitet die Kirche in unsichtbarer
Weise bis
ans Ende der Welt.
48.
Was ist die Kirche?
Unsichtbar
ist die Kirche der mystische Leib Christi, deren Haupt Christus selbst
ist,
sichtbar ist die Kirche die Gemeinschaft aller rechtgläubigen
Christen auf
Erden mit ihrer hierarchischen und kanonischen Ordnung.
49.
Wie hat Christus die Kirche gegründet?
Christus
hat die Kirche gegründet, indem er aus seinen Jüngern
die zwölf Apostel
auswählte, ihnen seine Gewalt und Sendung übertrug
und am Pfingstfest den Heiligen
Geist sandte.
50.
Wer sind die Nachfolger der Apostel?
Die
Nachfolger der Apostel sind die rechtgläubigen
Bischöfe, die rechtmäßig geweiht
sind und in ununterbrochener Reihenfolge ihre Weihen auf die Apostel
zurückführen
können.
51.
In welcher Weise regieren die Bischöfe die Kirche?
- Jeder
Bischof verwaltet sein Bistum;
- die
Bischöfe einer Provinz, eines Landes oder der ganzen Welt
versammeln sich, um gemeinsam zu beraten und Anordnungen zu treffen.
Die Versammlungen der Bischöfe heißen Konzilien oder
Synoden.
Die
7 ökumenischen Konzilien sind:
- Nizäa
I. 325
- Konstantinopel
I. 381
- Ephesus
431
- Chalkedon
451
- Konstantinopel
II. 553
- Konstantinopel
III. 680/81
- Nizäa
II. 787
52.
Wer sind die Mitarbeiter der Bischöfe in der Seelsorge?
Die
Mitarbeiter der Bischöfe in der Seelsorge sind die Priester
und Diakone, die
rechtmäßig geweiht und von ihrem Bischof zur
Seelsorge bevollmächtigt sind.
53.
Was sind die Aufgaben der sichtbaren Kirche Christi?
Die
Aufgabe der sichtbaren Kirche Christi ist die Führung aller
Menschen zum ewigen
Heile.
54.
Welche Kennzeichen hat die von Christus gestiftete Kirche?
Die
von Christus gestiftete Kirche hat vier Kennzeichen. Sie muß
sein:
- einig,
weil Christus nur einen Glauben gelehrt hat;
- heilig,
weil Christus die Kirche zur Heiligung der Menschheit gestiftet hat;
- katholisch
oder allgemein, weil Christus die Kirche für alle Zeiten und
Völker gestiftet hat;
- apostolisch,
weil Christus seine Kirche auf die Apostel gegründet hat.
Die
vier Kennzeichen der Kirche Christi werden im nizänischen
Glaubensbekenntnis
genannt: „Ich glaube an die eine, heilige, katholische und
apostolische
Kirche."
55.
Was geschieht beim Tode des Menschen?
Beim
Tode des Menschen trennt sich die Seele vom Leibe; der Leib
fällt der Auflösung
anheim und kehrt zur Erde zurück.
56.
Was geschieht mit der Seele nach dem Tode?
Jede
Seele wird nach dem Tode gerichtet über alle Gedanken, Worte
und Werke und über
die Unterlassung des Guten.
57.
Wohin kommt die Seele nach dem ersten Gericht?
Die
Seele kommt nach dem ersten Gericht in einen Zwischenzustand, der
entweder
einen Vorgeschmack des Himmels oder der Hölle gibt. Der
Zustand ist veränderlich,
und erst nach dem Endgerichte kommen die Seelen in den Himmel oder in
die
Hölle.
58.
Was ist die Hölle?
Die
Hölle ist der „Ort der Qual" (Luk. 16, 28), wo die
Verdammten ewig Qualen
erleiden sowie ewig von der Anschauung Gottes ausgeschlossen sind.
59.
Worin besteht die ewige Seligkeit?
Die
ewige Seligkeit besteht in der Anschauung Gottes, d. h. in der
innigsten
Vereinigung mit Gott in ewiger Freude und Herrlichkeit.
60.
Was ist ein Mysterium oder Sakrament?
Ein
Mysterium oder Sakrament ist ein sichtbares, von Jesus Christus
eingesetztes
Zeichen, wodurch uns unsichtbare Gnade Gottes mitgeteilt wird.
61.
Wieviele Mysterien oder Sakramente gibt es?
Christus
hat sieben Sakramente eingesetzt:
- die
Taufe,
- die
Myronsalbung,
- die
Eucharistie,
- die
Buße,
- die
Priesterweihe,
- die
Ehe,
- die
Krankensalbung.
62.
Was ist die Taufe?
Die
Taufe ist jenes Mysterium, in dem der Mensch durch das Wasser und das
Wort
Gottes von jeder Sünde gereinigt und in Christus wiedergeboren
und geheiligt
wird.
63.
Worin besteht das äußere Zeichen der Taufe?
Der
Taufende taucht den Täufling dreimal unter Wasser und spricht
zugleich die Worte:
„Getauft wird der Diener Gottes N. N. im Namen des Vaters,
Amen, des Sohnes,
Amen, und des Heiligen Geistes, Amen."
64.
Kann die Wassertaufe niemals ersetzt werden?
Wenn
die Wassertaufe unmöglich ist, kann sie ersetzt werden durch
die Bluttaufe. Die
Bluttaufe ist der Martertod um Christi willen.
65.
Was ist die Myronsalbung oder Firmung?
Die
Myronsalbung ist jenes Mysterium, in dem der Getaufte durch
Handauflegung,
Salbung und Gebet des Priesters vom Heiligen Geiste gestärkt
wird, damit er
seinen Glauben standhaft bekenne und ihm getreu nachlebe und gegen die
Nachstellungen des Satans mit Erfolg kämpfe.
66.
Worin besteht das äußere Zeichen der Firmung?
Der
Priester legt nach der Taufe dem Firmling die Hand auf, salbt ihn an
Stirne,
Augen, Nase, Ohren, Mund, Brust, Händen und
Füßen mit dem hl. Myron und spricht
dabei jedes Mal die Worte: „Siegel der Gabe des Heiligen
Geistes, Amen."
67.
Was ist das Mysterium der Eucharistie?
Das
Mysterium der Eucharistie ist der wahre Leib und das wahre Blut Jesu
Christi unter
den Gestalten von Brot und Wein.
68.
Wann hat Christus das Sakrament der Eucharistie eingesetzt?
Christus
hat das Sakrament der Eucharistie beim letzten Abendmahl am Vorabend
seines
Leidens eingesetzt.
69.
Wem gab Christus den Auftrag und die Vollmacht, Brot und Wein in sein
Fleisch
und Blut zu verwandeln?
Mit
den Worten: „Tut dies zu meinem Gedächtnis" gab
Christus seinen Aposteln
den Auftrag und die Vollmacht, das nämliche zu tun, was er
getan, nämlich Brot
und Wein in sein Fleisch und Blut zu verwandeln.
70.
Auf wen ist die Wandlungsgewalt von den Aposteln übergegangen?
Die
Wandlungsgewalt ist von den Aposteln auf ihre Nachfolger im
Priesteramte, die
Bischöfe und Priester, übergegangen.
71.
Was ist die göttliche Liturgie?
Die
göttliche Liturgie ist das immerwährende Opfer des
Neuen Bundes, in dem sich
Jesus Christus unter den Gestalten von Brot und Wein seinem himmlischen
Vater
durch die Hände des Priesters unblutigerweise darbringt.
72.
Was ist die heilige Kommunion?
Die
heilige Kommunion ist der Empfang des Leibes und Blutes Jesu Christi.
73.
Wer empfängt die heilige Kommunion unwürdig?
Die
hl. Kommunion empfängt unwürdig, wer wissentlich im
Stande der Sünde
kommuniziert.
74.
Was ist das Mysterium der Buße?
Die
Buße ist jenes Mysterium, in dem der Priester an Gottes Statt
die Sünden
nachläßt, wenn der Sünder sie herzlich
bereut, aufrichtig beichtet und den
festen Vorsatz der Besserung hat.
75.
Welches ist das äußere Zeichen des
Bußsakramentes?
Das
äußere Zeichen des Bußsakramentes ist das
reumütige Bekenntnis des Sünders und
die Lossprechung des Priesters: „Unser Herr und Gott Jesus
Christus durch die
Gnade und Barmherzigkeit seiner Menschenliebe vergebe dir, mein Kind N., alle deine
Versündigungen; und ich, der unwürdige
Priester, durch seine mir verliehene Macht vergebe dir und spreche dich
los von
allen deinen Sünden, im Namen des Vaters und des Sohnes und
des Heiligen
Geistes. Amen."
76.
Auf wen ist die Gewalt, Sünden nachzulassen, von den Aposteln
übergegangen?
Die
Gewalt, Sünden nachzulassen, ist von den Aposteln auf ihre
Nachfolger im
Priesteramte übergegangen, auf die Bischöfe und
Priester der rechtgläubigen
Kirche.
77.
Was müssen wir tun, um das Bußsakrament
würdig zu empfangen?
Um
das Bußsakrament würdig zu empfangen,
müssen wir
- unser
Gewissen erforschen;
- Reue
erwecken;
- einen
festen Vorsatz machen;
- Die
Sünden beichten;
- Genugtuung
leisten.
78.
Was ist die Krankensalbung?
Die
Krankensalbung ist jenes Mysterium, durch das dem Kranken durch die
siebenmalige Salbung an Stirne, Nase, Wangen, Mund, Brust und
Händen mit
heiligem Öle und unter Gebeten von sieben Priestern die Gnade
Gottes zur
Wohlfahrt der Seele und des Leibes erteilt wird.
79.
Woher wissen wir, dass Christus die Krankensalbung eingesetzt hat?
Dass
Christus die Krankensalbung eingesetzt hat wissen wir
- aus
den Worten des hl. Apostels Jakobus (5,14,15): „Ist jemand
krank unter euch, so rufe er die Priester der Kirche zu sich. Diese
sollen über ihn beten und ihn mit Öl salben im Namen
des Herrn; das Gebet des Glaubens wird dem Kranken zum Heile
sein, der Herr wird ihn aufrichten, und wenn er Sünden auf
sich hat, so werden sie ihm vergeben werden";
- aus
der beständigen Lehre der Kirche.
80.
Was ist die Priesterweihe?
Die
Priesterweihe ist jenes Mysterium, in dem das Priesteramt
übertragen und die
Gnade erteilt wird, es recht zu verwalten.
81.
Worin besteht die priesterliche Gewalt?
Die
priesterliche Gewalt besteht hauptsächlich in der Vollmacht,
die göttliche
Liturgie zu feiern, Sakramente zu spenden, zu weihen und zu segnen.
Die
Priesterweihe (Chirotonie) hat drei Stufen, die auf göttliche
Einsetzung
zurückgehen:
- die
Diakonatsweihe;
- die
Priesterweihe;
- die
Bischofsweihe.
Außerdem
gibt es noch die niederen Weihen (Chirotesie), die von der Kirche
eingesetzt
sind und stufenweise zur Priesterweihe vorbereiten.
- die
Lektoratschirotesie;
- die
Hypodiakonatschirotesie.
82.
Welches ist das äußere Zeichen der Priesterweihe?
Das
äußere Zeichen der Priesterweihe ist die
Handauflegung des Bischofs mit dem
Weihegebet.
83.
Wer kann die Priesterweihe gültig erteilen?
Die
Priesterweihe können nur die Bischöfe gültig
erteilen; auf sie allein ist diese
Gewalt von den Aposteln durch die Bischofsweihe übergegangen.
84.
Was ist die christliche Ehe?
Die
christliche Ehe ist jenes Mysterium, durch das sich christliche
Brautleute zur
innigsten Lebensgemeinschaft auf immer verbinden und die Gnade
erhalten, die
Pflichten ihres Standes bis in den Tod getreu zu
erfüllen.
85.
Woher wissen wir, dass Christus die Ehe zur Würde eines
Sakramentes erhoben
hat?
Dass
Christus die Ehe zur Würde eines Sakramentes erhoben hat,
wissen wir
- aus
der Lehre des hl. Paulus, der die christliche Ehe ein Abbild der
gnadenvollen Verbindung Christi mit seiner Kirche nennt;
- aus
dem beständigen Glauben der Kirche.
86.
Wie wird die christliche Ehe geschlossen?
Die
christliche Ehe wird geschlossen, indem die Brautleute vor dem Pfarrer
des
Trauungsortes und zwei Zeugen erklären, dass sie einander zur
Ehe nehmen,
worauf der Priester nach dem vorgeschriebenen Ritus die Trauung
vornimmt.
87.
Wozu dienen die Weihungen der Kirche?
Die
Weihungen der Kirche dienen dazu, Personen oder Sachen bleibend
für den Dienst
Gottes oder den frommen Gebrauch der Gläubigen zu heiligen.
88.
Welches Zeichen gebraucht die Kirche, wenn sie segnet und weiht?
Die
Kirche gebraucht das hl. Kreuzzeichen, wenn sie segnet und weiht.
89.
Was heißt beten?
Beten
heißt, sein Herz zu Gott erheben, um ihn zu loben, ihm zu
danken oder ihn zu
bitten; daher der Name Lob-, Dank- und Bittgebet.
90.
Was wirkt das Gebet hauptsächlich?
Das
Gebet
- vereinigt
mit Gott und macht himmlisch gesinnt;
- stärkt
gegen das Böse und kräftigt zum Guten;
- tröstet
in Trübsal und hilft in Not;
- erlangt
uns die Gnade der Beharrlichkeit bis zum Tode.
91.
Wann sollen wir beten?
Wir
sollen oft beten, besonders
- morgens
und abends, vor und nach dem Essen;
- in
Versuchungen, Nöten und Gefahren.
92.
Genügt der Glaube allein zur Seligkeit?
Der
Glaube allein genügt nicht zur Seligkeit; wir müssen
auch nach dem Glauben
leben, d. h. die Gebote halten.
93.
Wie lautet das Hauptgebot?
Das
Hauptgebot lautet: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben
aus deinem ganzen
Herzen, aus deiner ganzen Seele, aus deinem ganzen Gemüte und
aus allen deinen
Kräften.
Dies
ist das erste und größte Gebot. Ein zweites aber ist
diesem gleich: Du sollst
deinen Nächsten lieben wie dich selbst." (Mark. 12, 30f;
Matth. 22, 37ff.)
94.
Mit welchen Worten gebietet Christus die Feindesliebe?
„Liebet
eure Feinde, tut Gutes denen, die euch hassen, betet für die,
welche euch
verfolgen und verleumden, auf daß ihr Kinder eures Vaters
seid, der im Himmel
ist, der seine Sonne aufgehen läßt über
Gerechte und Ungerechte." (Matth.
5, 44. 45.)
95.
Wo ist das Hauptgebot der Liebe Gottes und des Nächsten
ausführlicher
enthalten?
Das
Hauptgebot der Liebe Gottes und des Nächsten ist
ausführlicher enthalten in den
zehn Geboten, die Gott am Sinai gegeben hat.
Die
zehn Gebote, auch Dekalog genannt, lauten:
- Ich
bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine fremden
Götter neben mir haben.
- Du
sollst Dir kein Schnitzbild von Götzen machen.
- Du
sollst den Namen Gottes nicht verunehren!
- Gedenke,
dass du den Sabbat heiligest!
- Du
sollst Vater und Mutter ehren, auf dass es dir wohlergehe und du lange
lebest auf Erden!
- Du
sollst nicht töten!
- Du
sollst nicht ehebrechen!
- Du
sollst nicht stehlen!
- Du
sollst kein falsches Zeugnis geben wider deinen Nächsten!
- Du
sollst nicht begehren deines Nächsten Weib! Du sollst nicht
begehren deines Nächsten Hab und Gut!
96.
Was lehrt die orthodoxe Kirche von der Verehrung und Anrufung der
Heiligen?
Die
orthodoxe Kirche lehrt, dass es gut und heilsam ist, die Heiligen, vor
allem
die allerheiligste Jungfrau und Gottesmutter Maria, zu verehren und
anzurufen.
97.
Billigt die orthodoxe Kirche die Verehrung von gemalten Bildern?
Die
orthodoxe Kirche billigt die Verehrung von gemalten Abbildern heiliger
Personen
(Ikonen), da die Verehrung nicht dem toten Stoff, sondern der
abgebildeten
heiligen Person gilt.
98.
Von wem hat die geistliche und weltliche Obrigkeit ihre Gewalt?
Die
geistliche und weltliche Obrigkeit hat ihre Gewalt von Gott, dessen
Stelle sie
vertritt, die geistliche in geistlichen Dingen, die weltliche in
weltlichen
Dingen.
99.
Was schuldet der Christ seiner Kirche?
- Der
Christ schuldet seiner Kirche religiöse Ehrfurcht und treuen
Gehorsam;
- er
soll mit der Kirche denken und leben.
100.
Wann erfüllen wir unsere Pflichten gegen den Staat?
Wir
müssen
- der
staatlichen Obrigkeit mit Achtung begegnen und ihren Gesetzen gehorchen;
- alle
Pflichten und Lasten auf uns nehmen, die der Ordnung und dem Wohle des
Staates dienen.
101.
Welche Gebote müssen wir Christen außer den Geboten
Gottes halten?
Außer
den Geboten Gottes müssen wir Christen auch die Gebote der
Kirche halten. Die
neun Kirchengebote lauten:
- Du
sollst an Sonn- und Feiertagen an der eucharistischen Feier teilnehmen!
- Du
sollst die vier jährlichen Fastenzeiten beobachten!
(40tägige Fastenzeit vor Ostern; das Apostelfasten vom Sonntag
nach Pfingsten bis Peter und Paul am 29. Juni; das Marienfasten vom 1.
bis 15. August und das Fasten vor Weihnachten vom 15. November an)
- Du
sollst die Priester ehren!
- Du
sollst mindestens viermal jährlich beichten!
- Du
sollst keine Bücher der Häretiker lesen und keine
Gemeinschaft mit ihnen pflegen!
- Du
sollst beten!
- Du
sollst die von den Bischöfen besonders vorgeschriebenen Fasten
halten!
- Du
sollst dich nicht am Kirchengut vergreifen!
- Du
sollst an verbotenen Tagen keine Hochzeiten halten und keine
barbarischen Sitten annehmen!
102.
Warum müssen wir die Gebote der Kirche halten?
Wir
müssen die Gebote der Kirche halten, weil Christus
ausdrücklich gesagt hat:
„Wer die Kirche nicht hört, der sei dir wie ein
Heide und öffentlicher
Sünder." (Matth. 18,17.)
103.
Wodurch kommt uns zum Bewußtsein, ob eine Handlung durch das
göttliche Gesetz
geboten oder verboten ist?
Ob
eine Handlung durch das göttliche Gesetz geboten oder verboten
ist, kommt uns
zum Bewusstsein durch das Gewissen.
104.
Ist man verpflichtet, der Stimme des Gewissens zu folgen?
Das
Gewissen ist die nächste Richtschnur für unser
sittliches Handeln; deshalb darf
man niemals gegen das sichere Urteil des Gewissens handeln.
„Bei allen deinen
Werken folge treulich deinem Gewissen; denn das heißt in
Gottes Geboten
wandeln." (Sir. 32, 27.)
105.
Was ist die Sünde?
Die
Sünde ist die freiwillige Übertretung des
göttlichen Gesetzes.
106.
Auf wievielerlei Weise kann man sündigen?
Man
kann sündigen
- durch
Gedanken, Begierden, Worte und Werke (Begehungssünden);
- durch
Unterlassung des Guten (Unterlassungssünden).
107.
Wann begeht man eine Sünde?
Man
begeht eine Sünde, wenn man ein Gebot Gottes freiwillig und
mit klarer
Erkenntnis übertritt.
108.
Welches ist der Weg zur Vollkommenheit?
Der
Weg zur Vollkommenheit ist die Nachfolge Christi, d. h. ein Leben nach
Christi
Wort und Vorbild.
109.
Welches ist die erhabenste Darstellung der christlichen Vollkommenheit?
Die
erhabenste Darstellung der christlichen Vollkommenheit gibt Christus in
den
acht Seligkeiten der Bergpredigt, wo er seinen Geist dem Geist der Welt
gegenüberstellt.
Die
acht Seligkeiten (Matth. 5, 3ff.) heißen:
- Selig
die Armen im Geiste; denn ihrer ist das Himmelreich;
- selig
die Sanftmütigen; denn sie werden das Land besitzen;
- selig
die Trauernden; denn sie werden getröstet werden.
- selig,
die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie
werden gesättigt werden;
- selig
die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen;
- selig,
die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen;
- selig
die Friedfertigen; denn sie werden Kinder Gottes genannt werden;
- selig,
die Verfolgung leiden um der Gerechtigkeit willen; denn ihrer ist das
Himmelreich.
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